Etwas zur Baureihe 64

 

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges und der Gründung der Weimarer Republik schlossen sich die Länderbahnen zur Reichsbahn zusammen. Der Betriebspark setzt sich zu diesem Zeitpunkt aus zahlreichen Typen zusammen. Die Zugförderung war durch recht viele, zum Teil überalterte Lokgattungen geprägt. Bei den Länderbahnen war es üblich, daß alte, leistungsschwache Maschinen, die man auf Hauptbahnen nicht mehr einsetzen konnte, zum Nebenbahndienst abschob. So war der Fahrzeugpark dort besonders bunt gemischt. So nimmt es nicht wunder, daß schon in den ersten Typisierungsplänen eine leichte Lok über den Nebenbahndienst enthalten war. Die Baureihe 64 gehörte mit zu den ersten nach diesen Baugrundsätzen entwickelten Baureihen. Auf dieser Konstruktion basierten alle weiteren für Nebenbahndienste gebauten Dampfloks. Hierbei sind besonders die Baureihe 24 und 86 zu nennen.

Für den Nebenbahndienst durfte die Achslast maximal 15t betragen. Außerdem war die Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h anzustreben. Möglichst viele Bauteile sollten mit den oben genannten Baureihen identisch sein. Dies sollte gewährleisten, daß die Unterhaltung und die Ersatzteilhaltung einfach wird.

Diese Forderungen konnten weitgehend erfüllt werden. Durch eine symmetrische Achsanordnung (1’C1’) und 1500 mm Treibraddurchmesser war die geforderte Höchstgeschwindigkeit erreicht worden. Die Baureihe 24 besaß den selben Kessel und bis auf das fehlende Nachlaufgestell das selbe Fahr- und Treibwerk wie die Baureihe 64. Die Teilevielfalt konnte bei diesen drei ähnlichen Loktypen stark verringert werden. Von den fast 5.500 Teilen aus denen eine Lokomotive der Baureihe 64 bestand, waren nur ca. 21% rein konstruktiv auf diese Lok bezogene Teile. 1928 wurden die ersten Loks der Baureihe 64 abgeliefert und sofort leistungsmäßig untersucht, sie hat hierbei die Erwartungen erfüllt. Am 31. Dezember 1940 wurde mit 64 520 die letzt 64er abgenommen. Die bereits bei Jung und Orenstein bestellten Loks wurden wegen der Kriegsereignisse zugunsten des Baus von Güterzugloks storniert.

Nach dem Krieg verblieben im Bereich der späteren DB 281 Maschinen. Von diesen mußten sechs Loks mit Kriegsschäden ausgemustert werden. Die erste Lokzählung in der SBZ nennt einen Bestand von 133 Loks, welche aber 1946 auf 122 berichtigt wurde. Der Rest war verschollen oder tat bei anderen Bahnverwaltungen Dienst. Bei der DB blieb der Bestand von 275 Maschinen bis 1960 konstant. Bei der 1968 vorgenommenen Umnumerierung auf die EDV-Nummer 064 waren noch 83 Loks im Bestand. Die letzten 64er waren in den Bw Aschaffenburg, Tübingen und Weiden beheimatet. Am 5. Dezember 1974 wurde mit der 64 415 im Bw Weiden die letzte 64er der DB ausgemustert. Bei der DR verblieben nach der Ausmusterung kriegsbeschädigter Maschinen 118 64er im Bestand. Die erste wurde dort 1968 ausgemustert. Mit der 64 212 wurde die letzt Lok am 24. Oktober 1975 ausgemustert.

Auch in Tübingen war die Baureihe 64 zuhause. Sie ersetzte dort die Baureihe 750 (wü.T5). Die 64 wurde auf den Strecken Tübingen - Herrenberg, Metzingen - Urach, und Reutlingen - Honau eingesetzt, ebenso kam sie nach Horb und Hechingen. Nach der Elektrifizierung der Strecke Stuttgart - Böblingen wurden sie auch zwischen Böblingen und Renningen sowie zwischen Herrenberg und Renningen eingesetzt. In Böblingen wurde mit der 64er rangiert. Nach Abzug der 64er aus Aalen wurde die Tübinger Loks noch auf den Strecken Göppingen - Bad Boll und Göppingen - Schwäbisch Gmünd eingesetzt. Doch mit der Beheimatung von Dieslloks in Tübingen wurden die „Bubiköpfe" entbehrlich.

 zurück  Geschichte der 64 289
   nach oben